Internet: Wie viele süchtig sind

Es gibt erst wenige Zahlen zum Suchtverhalten im Internet. In der Steiermark sind 32 Prozent der Schüler*innen und neun Prozent der Erwachsenen in Bezug auf ihr Internetverhalten suchtgefährdet.

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Zahlen zum Suchtverhalten im Internet

Wie häufig ist Suchtverhalten im Internet? Wie viel Prozent der Bevölkerung sind betroffen? Dazu gibt es kaum verlässliche Daten.

Junges Phänomen, aber erste Daten

Das weitgehende Fehlen von Daten hat einen Grund: Da digitale Medien im Vergleich zu Alkohol- oder Tabakkonsum ein junges Phänomen sind, wird auch die potenzielle Abhängigkeit im Internet erst seit kurzem erforscht. Das Problem wird – bis auf Ausnahmen – erst seit Mitte der 2010er Jahre als solches erkannt.

Bis Studien finanziert, durchgeführt und ausgewertet werden, dauert es wieder Jahre. Daten zu einer neu erkannten Problematik liegen daher erst deutlich zeitverzögert vor.

Fast ein Drittel der steirischen Schülerinnen und Schüler gefährdet

Erstmals liegen seit dem Jahr 2022 für die Steiermark Zahlen vor. Demnach gelten fast ein Drittel der Schüler*innen (32 Prozent) und knapp jeder zehnte Erwachsene (9 Prozent) in Bezug auf ihr Internetverhalten als suchtgefährdet. Sie haben zwar noch keine Abhängigkeit entwickelt, aber ihr Risiko dafür ist erhöht. Das fand eine große Studie heraus. Dafür wurden rund 3.000 Schüler*innen und rund 800 Erwachsene befragt.

Für Österreich liegen keine Zahlen zum Suchtverhalten im Internet vor. Daher müssen Studien aus Deutschland herangezogen werden. Laut Deutschem Psychologenverband zeigen nicht näher genannte Studien, dass in der deutschen Gesamtbevölkerung rund ein bis zwei Prozent ein suchtartiges Nutzungsverhalten im Internet aufweisen. Das Risiko für eine Suchtentwicklung im Internet ist unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen höher und betrage rund drei bis fünf Prozent dieser Altersgruppe.

Zentrale Daten zu jungen Menschen liefert die „Drogenaffinitätsstudie 2019“, die Zwölf- bis 25-Jährige untersucht. Diese zeigt: Eine sogenannte „Suchtassoziierte Internetnutzung“ weisen 8,4 Prozent der Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) und 5,5 Prozent der jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) auf.

Mädchen eher als Buben, Frauen eher als Männer

Bei den Jüngeren (12- bis 17-Jährigen) haben Mädchen gegenüber Buben signifikant häufiger bereits eine sogenannte „internetbezogene Störung“ entwickelt (10 Prozent im Vergleich zu 7 Prozent). Auch das stellte die Drogenaffinitätsstudien 2019 fest.

In der älteren Altersgruppe, bei den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren, zeigt sich ein Unterschied noch nicht in einer Störung, aber im Risiko: Frauen haben demnach ein höheres Risiko als Männer für eine problematische Internetnutzung. Da diese Befragung nur Menschen bis 25 Jahre, liegen keine Daten für Geschlechtsunterschiede bei Erwachsenen vor.

Internetbezogene Probleme insgesamt angestiegen

In Deutschland zeigen Zahlen, dass im Zeitraum zwischen 2011 und 2019 unter 12- bis 25-Jährigen internetbezogene Probleme und Belastungen insgesamt angestiegen sind. Die Verbreitung von suchtassoziierter Internetnutzung hat sich bei jungen Menschen kontinuierlich und statistisch signifikant erhöht. Sie stiegt bei männlichen Jugendlichen von 3 (2011) auf 6,7 (2019) Prozent und bei weiblichen Jugendlichen von 3,3 (2011) auf 8,6 (2019) Prozent. und hat sich somit mehr als verdoppelt.

Bei den jungen Erwachsenen zeigt sich diesbezüglich bei Männern ein leichter, aber nicht signifikanter Anstieg. Bei jungen Frauen ist der Anstieg deutlich und statistisch signifikant. Bei den 18- bis 25-jährigen Frauen stiegt der Anteil suchtassoziierter Internetnutzung von 2,1 auf 5,3 Prozent.

Eine umfassende Auswertung der „Drogenaffinitätsstudie 2023“ fehlt noch, um Aussagen über die Entwicklung seit 2019 treffen zu können. Erste Auswertungen zeigen jedoch, dass Probleme aufgrund der Internetnutzung seither weiter gestiegen sind. (Link BZgA, 21.8.24, Infoblatt) Vermutlich sind in Österreich vergleichbare Tendenzen zu finden.

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