Suchtverhalten im Internet

Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und gehören zur Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen dazu. Für einen gesunden und verantwortungsvollen Umgang mit Medien braucht es aber klare Regeln und Orientierung.

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Im Internet kann Sucht entstehen

Das Internet ist ein faszinierendes Medium und bietet neue Möglichkeiten für Information, Kommunikation, Kooperation und Unterhaltung – beruflich wie privat. Die meisten Menschen können diese Chancen und Vorteile gut für sich nutzen. Die Onlinewelt hat aber auch einige Nachteile und Risiken. Das Risiko, ein Suchtverhalten zu entwickeln, ist nur eines davon.

Alltagssprachlich wird dann häufig von Internet- oder Handysucht gesprochen. Ob es diese überhaupt gibt, ist sehr umstritten, da man im Internet einer Vielzahl von möglichen Aktivitäten nachgehen kann. Suchtverhalten im Internet ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Nutzungsaktivitäten. Man kann einkaufen, Online-Rollenspiele spielen, sich pornografische Inhalte ansehen oder pokern. Alles für sich Verhaltensweisen, die süchtig machen können.

Als Sucht – und damit als Krankheit – anerkannt wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis jetzt einzig die Computerspielsucht (on- und offline). Sie ist folgendermaßen charakterisiert:

  • Verlust der Kontrolle über das Spielverhalten (z.B. Beginn, Häufigkeit, Intensität, Dauer, Beendigung, Kontext)
  • Dem Spielen wird wachsende Priorität eingeräumt in dem Ausmaß, dass es Vorrang vor anderen Interessen und alltäglichen Aktivitäten hat.
  • Fortsetzung oder sogar Steigerung des Spielverhaltens trotz negativer Konsequenzen.

Wie bei allen Suchtformen spricht man erst von Sucht, wenn diese Faktoren über einen Zeitraum von einem Jahr auftreten.

Ob es eine Sucht nach Sozialen Medien wie Facebook, WhatsApp, Instagram, YouTube oder SnapChat gibt, ist derzeit noch umstritten. Es mehren sich aber die Befunde, dass gerade junge Frauen eine Risikogruppe für suchtartiges Verhalten in Zusammenhang mit sozialen Netzwerken darstellen. Da WhatsApp & Co immer und überall zur Verfügung stehen und sehr viele Jugendliche sie sehr intensiv nutzen, ist die Befürchtung nicht unberechtigt, dass die Probleme damit zunehmen werden und die Nutzung sozialer Medien bei einigen Jugendlichen suchtartige Ausmaße erreichen kann. Es kann daher gut sein, dass diese Verhaltensweise in Zukunft von der WHO als Abhängigkeitserkrankung anerkannt wird.

Problematisch wird die Internetnutzung (egal ob über Spiele oder Social Media) dann, wenn es zur Dauerstrategie wird, ins Internet zu fliehen, um sich vor Problemen zu drücken und dort die soziale Anerkennung und Unterstützung zu erlangen, die man in der realen Welt nicht bekommt. Das Internet soll eine Ergänzung zu den anderen wichtigen und interessanten Dingen des Lebens sein – und kein Ersatz dafür.

Um den zahlreichen Online-Risiken vorzubeugen, ist es wichtig Medienkompetenz zu erwerben, damit das Internet nicht nur sicher, sondern auch selbstbestimmt, kreativ und sozial verantwortlich genutzt werden kann. Der beste Schutz vor einer Abhängigkeit ist, dass bei Kindern schon früh Lebenskompetenzen gestärkt werden. Lebenskompetente Menschen, die gut kommunizieren, Probleme aktiv angehen und ihre Gefühle ausdrücken können, haben weniger Risiko, eine Sucht zu entwickeln. Darüber hinaus sollte man sich den kritischen Blick auf den eigenen Internetkonsum bewahren und sein Verhalten regulieren können. Zu einer breiten Palette an Freizeitaktivitäten und guten sozialen Beziehungen kann das Internet eine gute Ergänzung sein. Wenn das Internetverhalten trotzdem bedenklich wird und Alarmsignale auftreten, sollte man nicht zögern, sich Unterstützung bei einer Beratungsstelle zu holen.

Neben der Suchtgefahr gibt es im Internet aber auch andere Risiken. Als Nachteil sehen viele den einfachen Zugang zu bedenklichen und gefährlichen Inhalten wie Pornographie, Gewalt, nationalsozialistisches und rassistisches Gedankengut. Darüber hinaus begünstigen Soziale Netzwerke und Chats im Internet Probleme wie Cybermobbing, Cybergrooming und Sexting. Aus Suchtperspektive ist auch der einfache und unkontrollierte Zugang zu Online-Glücksspielen und Sportwetten bedenklich.

Für Österreich liegt keine Studie zum Suchtverhalten im Internet vor. Daher wird eine Studie aus Deutschland herangezogen und auf die österreichische Bevölkerung umgelegt. Rumpf et al (2011) kamen zu dem Ergebnis, dass bei 1% der 14- bis 64-Jährigen eine sogenannte „Internetnutzungsstörung“ vorliegt. Demnach können in Österreich ca. 57.000 Personen als abhängig von Nutzungsformen im Internet geschätzt werden. Auch hinsichtlich der Häufigkeit von Computerspielsucht fehlen repräsentative Daten für Österreich. Laut einer deutschen Studie (DAK 2019) erfüllen 3,3% der 12- bis 17-Jährigen die Kriterien einer Computerspielabhängigkeit.

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