„Neutrale“ Unterstützende der Tabakindustrie

Lobbyist*innen wollen offiziell nicht mit Tabakindustrie in Verbindung gebracht werden und outen sich oft nicht als Unterstützende. Eine Studie identifiziert drei Gruppen.

Von Graswurzelbewegungen bis Einzelpersonen

Um ihre Produkte weiterhin zahlreich zu verkaufen, hat die Tabakindustrie Interesse an einem möglichst schwachen regulatorischen Umfeld. Mit anderen Worten: Je weniger, schwächer oder unwirksamer Tabak und Nikotin gesetzlich reguliert sind, desto besser für sie.

Gesetzliche Regulierungen verhindern oder abschwächen

Daher gilt es, die Regulierung des Tabak- und Nikotinkonsums zu verhindern, zu verzögern oder abzuschwächen. Weil eigene Interventionen der Tabakindustrie bei der Politik jedoch tendenziell verdächtig erscheinen, wird auch auf die Hilfe von mit ihr verbundenen Organisationen oder Personen zurückgegriffen.

Britische Forscher*innen von STOP – A Global Tobacco Industry Watchdog identifizierten drei Gruppen von Verbündeten, mit denen die Tabakindustrie die Politik beeinflussen möchte: Frontgruppen, Graswurzelbewegungen und vermeintlich unabhängige Dritte.

Drei neutral auftretende Gruppen

Frontgruppen sind Organisationen, die offiziell unabhängig sind, an deren Gründung und/oder Finanzierung die Tabakindustrie jedoch federführend beteiligt war.

Graswurzelbewegungen erwecken den Eindruck, dass sie spontan und von der Zivilbevölkerung organisiert die politische Agenda der Tabakindustrie unterstützen.

Und vermeintlich unabhängige Dritte wie vereinzelte Wissenschaftler*innen agieren als Lobbyist*innen oder Sprecher*innen für die Tabakindustrie, wahren dabei jedoch den Anschein von Unabhängigkeit.

In einer eigens entwickelten Datenbank kann nach bisher bekannten Verbündeten der Tabakindustrie gesucht werden. Zentral ist laut der Autor*innen, dass es sich dabei mitunter um Tarnorganisationen handelt. Das eigentliche Anliegen werde durch vermeintlich neutrales Auftreten getarnt.

Einige Verbündete der Tabakindustrie seien leicht zu erkennen, wie etwa Handelsverbände oder PR-Firmen, die für Tabakunternehmen arbeiten. Aber die Industrie verschleiere ihre Aktivitäten auch durch scheinbar unabhängige Organisationen.

„Neutrale“ haben größeren Anschein von Legitimität

Laut STOP – A Global Tobacco Industry Watchdog leiten Tabakkonzerne Finanzmittel, Fachwissen und Botschaften an andere, vermeintlich unabhängigere Organisationen weiter. Diese können die Anliegen der Tabakindustrie mit dem Anschein von Legitimität vertreten. Aufgrund ihres neutraleren Status geraten sie auch nicht oder zumindest weniger in Verdacht, es gehe um den Profit der Tabakindustrie.

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