Erstmals liegen seit 2023 für die Steiermark Zahlen für die suchtgefährdete Internetnutzung bei Schüler*innen und Erwachsenen vor. Der Gesundheitsfonds Steiermark hatte dazu eine Studie beauftragt. Im Jahr 2022 wurden rund 3.000 steirische Schüler*innen ab der siebten Schulstufe aller Schultypen und 800 Erwachsene befragt, wie sie digitale Geräte und das Internet nutzen.
Und die Ergebnisse sind alarmierend: 32 Prozent der Schüler*innen und neun Prozent der Erwachsenen sind in Bezug auf ihr Internetverhalten suchtgefährdet. Suchtgefährdung heißt dabei noch nicht, dass alle suchtkrank sind. Suchtgefährdung heißt, dass das Risiko für die Entwicklung einer Abhängigkeit erhöht ist.
Suchtgefährdung und psychische Belastungen hängen zusammen
Dabei sind manche Gruppen junger Menschen mehr gefährdet als andere.
Höhere Prävalenzen zeigen Schüler*innen mit einer Angstproblematik sowie mit Schlafstörungen. Wer von Angstzuständen oder Schlafstörungen berichtet, entspricht also auch eher den Kriterien, für Suchtverhalten im Internet gefährdet zu sein.
Auch eine schlechtere psychische Gesamtsituation ging eher mit suchtassoziierter Nutzung des Internets einher. Was davon zuerst war – die schlechte psychische Gesundheit oder viel im Internet zu sein – lässt sich aus dieser Studie jedoch nicht ableiten. Es kann also sein, dass jemand aufgrund psychischer Probleme sich ins Internet zurückzieht oder dass das Internet psychische Probleme eher auslöst. Es lässt sich also nicht sagen, was die Ursache und was die Folge daraus ist. Vermutet wird, dass beide Aspekte zusammenhängen und sich wechselseitig verstärken.
Wer mehr Zeit im Internet beziehungsweise mit digitalen Geräten verbringt ist eher gefährdet, eine Sucht im Internet zu entwickeln. Dies gilt sowohl für erhöhte Nutzung am Tag als auch in der Nacht.
Auch Langeweile hängt mit einem höheren Risiko für Suchtverhalten im Internet zusammen: Wer stärkere Neigung zur Langeweile angibt, hat ein höheres Risiko, ein Suchtverhalten im Internet zu entwickeln. Auch hier ist nicht klar, was zuerst war: die Langeweile oder die übermäßige Zeit im Internet.
Smartphone als Bestandteil des Einschlaf-Rituals
Schlafbeschwerden und Suchtgefährdung im Internet hängen zusammen, wie die Studie zeigt: 59 Prozent der Jugendlichen nutzen ihr Smartphone auch nach Mitternacht an zumindest einem von fünf Abenden, denen ein Schultag folgt. Mit 18 Prozent zeigen sich bei fast jedem fünften jungen Menschen klinisch relevante Schlafprobleme. Folgewirkungen von unzureichendem Schlaf im Jugendalter können Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprobleme sein.
Rund zwei Drittel der Schüler*innen haben das Smartphone während des Schlafens unmittelbar neben sich. Bei 19 Prozent ist es im Empfangsmodus und nicht auf lautlos.
Auch bei Erwachsenen Symptome von Sucht
Bei neun Prozent der Erwachsenen zeigen sich Suchtsymptome, die darauf hinweisen, dass sie suchtgefährdet sind. Dies betrifft alle Formen der Internetnutzung, also von sozialen Medien über Computerspiele, Pornografie und Online-Shopping bis hin zu Online-Glücksspiel.
Einzelne Gruppen von Erwachsenen haben eine höhere Suchtgefährdung als andere: Signifikant höhere Risiken zeigen sich bei jüngeren Erwachsenen und bei Personen, bei denen Soziale Medien die dominante Internetanwendung darstellen. Auch eine stärkere Neigung zur Langeweile und höhere Nutzungsdauer hängen häufig mit einer vermehrten Gefährdung für Sucht im Internet zusammen.
Sich selbst Sorgen machen
Zehn Prozent der Erwachsenen machen sich aufgrund ihres Nutzungsausmaßes manchmal Sorgen. Vier Prozent haben aus diesem Grunde schon überlegt, Hilfe zu holen. Und drei Prozent nahmen oder nehmen deswegen eine Beratung in Anspruch.
Auch steirische Jugendliche machen sich Sorgen: Mit 23 Prozent ordnet sich fast ein Viertel der steirischen Schüler*innen als „suchtgefährdet“ ein. Weitere 13 Prozent beschreiben sich selbst bereits als „süchtig“. Dies zeigt ein hohes Bewusstsein für das Thema.
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